Was geschah |
| Marco starb am 24. Oktober um 15:25 Uhr |
| unerwartet und unverschuldet |
| durch einen schrecklichen Arbeitsunfall. |
| Der Tag, der unser Leben verändert hat |
| Wir hatten ein wunderschönes Wochenende hinter uns. Am Samstag haben wir noch die |
| Taufe unserer zweiten Tochter Fabienne gefeiert und waren am Sonntag von Tirol, wo die |
| Taufe stattfand, heim nach Kärnten gefahren. Der 24. Oktober begann wie jeder andere |
| Montag .Um sechs Uhr verabschiedete Marco sich wie immer mit einem Kuss und einem |
| „Tschüss Schatz, bis später“ von mir. Ich wusste nicht, dass es für uns kein später mehr |
| geben würde, dass ich meinen geliebten Marco an diesem Montag um sechs Uhr morgens |
| aus meinen verschlafenen Augen das letzte Mal sehen würde, dass ich soeben meinen |
| ABSCHIEDSKUSS für immer erhalten hatte. |
| Marco machte sich auf den Weg zur Arbeit, eine etwa 15 Minuten von unserem Wohnort |
| entfernte Baustelle der ÖBB, für die seine Firma einen Bahndamm errichtete. |
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Ich stand später mit meinen Kindern auf und ging in die Küche, wo wie immer Marcos |
| Kaffeetasse auf mich wartete. Danach verrichtete ich meine Hausarbeit, weil ich |
| nachmittags mit Alina und Fabienne zu meiner Freundin Ramona fahren wollte, um ihr |
| einen Besuch abzustatten. |
| Nach dem Mittagessen und dem Mittagsschlaf von Fabienne machten wir uns um ca. 14 |
| Uhr auf den Weg zu Ramona, immer noch nicht ahnend, dass dieser Tag der |
| schrecklichste meines ganzen Lebens werden würde. |
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Die Kinder spielten, Ramona und ich unterhielten uns, tranken Kaffee und aßen einen |
| Kuchen - es war ziemlich genau 15:25 Uhr. |
| Ich aß meinen Kuchen und spürte NICHTS und nur einige Kilometer weiter starb mein |
| Mann. Ein Zug löschte sein Leben aus, zerstörte meines und ich spürte nichts. |
| Mein Handy hatte ich im Auto liegen lassen, somit war ich nicht erreichbar. |
| Um ca. 16 Uhr rief Ramonas Freund an und sagte ihr, dass die Polizei auf der Suche nach |
| mir ist. Am Anfang glaubten wir an einen Scherz, aber er versicherte uns, dass es ernst |
| sei. Doch etwas beunruhigt, aber immer noch nichts Böses ahnend, ging ich ins Auto und |
| holte mein Handy, auf dem ein Anruf meiner Schwiegermutter war. Ich rief zurück und |
| sie sagte nur, ich solle nach Hause fahren. Ich ließ meine Kinder bei Ramona - wofür ich |
| noch heute sehr dankbar bin - und fuhr nach Hause, immer noch relativ ruhig. Erst als ich |
| bei unserem Haus ankam wurde mir auf einmal bewusst, dass etwas Schlimmes passiert |
| sein muss und ich habe zum ersten Mal in meinem Leben vor Angst geschrieen. |
| Zu Hause angekommen erwartete mich: NICHTS!! |
| Ich sperrte auf, ging ins Haus und wartete. Ich rief meine Schwiegermutter an, doch sie |
| hob nicht ab, darauf schrieb ich meinem Schwiegervater, der jedoch auch nicht |
| antwortete. Währenddessen wählte ich sicher hundert Mal Marcos Nummer. |
| Niemand kann sich vorstellen, was ich in diesen, für mich endlosen, Minuten durchmachen |
| musste, wenn man schon spürt, dass etwas Schlimmes passiert ist, aber immer noch |
| hofft, dass es nur ein Traum ist. Nach endloser Zeit kamen zwei Polizisten und meine |
| Schwiegermutter. Ich ging ihnen auf dem Parkplatz vor unserem Haus entgegen, der |
| Polizist wollte mich ins Haus führen, aber ich sah nur meine Schwiegermutter die weinte, |
| dann stieß ich den Polizist zur Seite und fragte schon der Hysterie nahe ob etwas mit |
| Marco sei. Sie nickte und ich fragte nur „Ist er tot?“. Sie nickte wieder und in diesem |
| Moment wusste ich, wie es sich anfühlt, wenn einem das Herz aus der Brust gerissen |
| wird. Von da an ist mein Leben und die Zeit stehen geblieben… |
| Der Arzt, der auch mitkam, gab mir eine Spritze, danach rief ich meine Mama an, die |
| ewig weite 300 km von mir entfernt war. Sie konnte es genauso wenig fassen wie wir - |
| wie soll man so etwas Schreckliches auch so schnell begreifen? Es dauerte nicht lange |
| und unser Haus war voll mit Menschen. Marcos Onkel Mandy, der ihm sehr wichtig war, |
| seine Tante Silvia und noch einige mehr. Nach einer Weile kam noch meine Freundin |
| Tina, mit der mich schon immer viel verbunden hat, nun auch noch das gleich schreckliche |
| Schicksal, denn auch sie hat vor 7 Jahren ihren Mann durch einen Unfall verloren. |
| Auch zwei Damen vom Kriseninterventionsteam waren bei mir. Nur der Mensch, den ich |
| wirklich gebraucht hätte, der würde nie wieder kommen. Auch wenn so viele Menschen bei |
| mir waren, in mir war nur mehr Leere, und die einzige Frage die mich beschäftigte, |
| konnte mir niemand beantworten. Das quälende WARUM?! |
| Dann brachte Ramona meine Kinder. Alina mit ihren drei Jahren merkte sofort, dass |
| etwas passiert ist, traute sich aber nicht zu fragen. Nach einiger Zeit nahm ich sie mit in |
| unser Schlafzimmer, legte mich mit ihr in Marcos Bett und erklärte ihr langsam, dass ihr |
| geliebter Papi jetzt ein Engel ist und ab jetzt im Himmel wohnt. Sie weinte. Wie soll |
| auch ein dreijähriges Kind verstehen, dass ihr Papa nie mehr zu ihr kommen wird?! |
| Dann, nach endlos langer Zeit, kamen meine Eltern und sie brachten meine Goti und |
| Onkel Siggi mit. Auch wenn sie mir keinen Trost geben konnten, es tat unendlich gut, |
| dass sie da waren. Mama hatte Schlaftabletten dabei und nachdem ich eine genommen |
| hatte, fand ich etwas Schlaf. |